Ballade eines Trinkenden

Ich sah einen Mann am Aldiband,
Salami, Bohnen, Bananen in der Hand,
Münzen popelnd aus der Hosentasche,
letztes Hemd, noch eine kleine Flasche –

vom Korn, die hat er sich genommen,
und ein Päckchen Tabak, Blättchen –
er schien mir leicht benommen.

Ich stand daneben, bekam gerad selber Durst,
zwischen Batterien und Gummis – Bifiwurst.
Ich war verloren und sehr einsam dran,
doch immerhin: kein armer Mann.

Zwar ein Trinker wohl, ja ich trank sehr gern,
doch Trinken hält auch Sorgen fern.
Daher griff ich selbst zum Billigschnaps,
denn auf dem Band, da war noch Platz.

Ich kam dann auch gleich an die Reihe,
zahlte Chips und Wurst und Haferkleie,
ein paar Schnitzel, Brot und Mayonnaise,
dazu Tomaten, Möhren – etwas Käse.

Und als ich dann die Sachen packte,
in Gedanken schon Gemüse hackte,
kam der Mann dann schließlich dran.

Es war ein Trauerspiel, fast schon Theater,
wie er dort stand mit seinem Kater,
sich seine Finger in den Münzen wanden,
während hinter ihm die Leute standen.

Der Kassenmann, der grinste fein,
scannte gierig all die Teile ein.
Er war ein Hurenkind voll Schadenfreude,
genau wie auch der Rest der Meute.

Ich begriff sofort, was vor sich ging,
doch fands nicht lustig, nicht mein Ding,
und so nahm ich mich der Sache an,
und trat zur Seit vom armen Mann.

„Hey du, lass mich mal ran,
ganz schön durstig, wie du schaust;
gib mir den Schnaps, ich geb‘ ein‘ aus.“

Doch der Mann sprach meine Sprache nicht,
kramte, wühlte – mehr Geld gab es nicht.
Daher zahlt ich auch noch die Bananen
sowie Blättchen, Tabak – Zahn um Zahn.

Der Mann, der schaute ganz beschämt,
sagte nichts, war wie gelähmt.
Der Kassierer jedoch, voller Hohn:
„Und die Salami? Und die Bohnen?“

Und so zahlt‘ ich dann den ganzen Scheiß,
der Kassenbon war mein Beweis,
und auch der Blick vom armen Mann,
als dieser trat an mich heran –

am Aldiband,
mit einem Lächeln auf den Lippen,
als wir köpften uns’re Flaschen,
und uns vor allen einen kippten.

The Essence of It All

I cannot really explain, but
to me –
she is like apple cake with cream,
like salty caramel chocolate,
like a sports bag full of money.

She is like going out with my best friends –
with the taste of beer and a cigar on my lips,
and she is like a job with a thousand days off –
each year.

She is like a little house with a tiny garden
and one giant tree,
and like thousand dogs and babies
who are all jumping and smiling at me.

To me –
she is anything one can crave for.

Peace and love on Earth.

Madly I want to be with her, want to touch her,
feel her, inhale her, breathe her.

She is the origin,
that one cell,
brimming with harmony, love, and warmth.

In fact, she is –
the purest essence of it all.

Stranded

Everybody’s stranded.
I can see it in their tired eyes.
When they are about to leave the bars and clubs –
late at night, almost in the morning.
After they’ve slipped into their coats and jackets,
slightly strangled themselves with their scarves –
knowing they got to get back into the cold;
knowing they got to get back to their lifes on hold.

When they turn around and look right into my eyes
it’s like a bitter cry.
A yearning –
as if they feel I might understand,
or as if I might know and have –
their safe word at hand.

But I am not that much.
I am neither help nor emergency call,
since I am –
likewise,
just stranded too,
like them all.

Das Leben ist mein Fleisch

Ausgedrückt.
Verloren.
Alles schwarz.

Am Kabel hängend,
ohne Enterhaken –
das passiert auch Schwergewichten.

Völlig am Ende.

Oft schon hab ich versucht zu widerstehen, aber:
keine Chance.
Resilienz: Minus 1.000; wenn nicht mehr.

Weitermachen.
Immer weitermachen.
Niemals aufgeben.

Ja, das ist der richtige Blues.

Leg noch eine Wurst auf den Grill!
Notfalls nehm ich noch ne Pille, denn:
wird schon schiefgehen.

Und eine nehm ich noch, ne Zigarette,
süchtig, wie ich bin –
nach dem Leben.

Ich will alles, dafür mach ich das.
Notfalls bis die Muskeln krampfen;
blockieren wie nach nem Headbutt in der Kneipe.

Mein Geist hält das schon durch;
denn der will und will und will.
Immer weiter.

Er treibt mich, pushed mich,
ist die einzige Kontrolle.
Eine fremde, kraftvolle Macht.

Wie ein wilder Wolf heult er, in dickem schwarzem Fell.
Noch schwärzer nur –
vor einem Bokeh aus weißem Schnee.

Komm schon! Eine Nase noch, nur eine.

Schwach.
Ausgepumpt.
Gemolken.

Nur noch Wundwasser!

Und doch: Ich mach weiter, mit dem Leben.
Immer weiter.
Bis zum letzten wunden Tropfen.

Leg noch eine Wurst auf den Grill …

Tristesse –

allein der Klang in ihrem Namen.
Jahr für Jahr verlieb ich mich erneut,
wenn‘s friert und graut und dunkel scheint,
und tief in mir die Seele weint.

Wenn niemand rausgehen mag,
treffen wir uns, heimlich –
unterm Geäst aus Leid und Schmerz.
Ein Kuss voll Liebe, händchenhaltend –
steht‘s dann still, mein einsam Herz.

Tristesse –
allein der Klang in deinem Namen.
Dieser Schwung, das scharfe s –
aufwühlend wie raues Wasser,
ein behaglich warmes Nest.

Doch kannst du niemals ewig bleiben,
musst weiterziehen, aus meinem Leben scheiden.
Es ist Bestandteil deines Seins,
und ganz ehrlich, ohne den –
wärst du, Tristesse, auch gar nicht meins.

Das Rätsel der Unsterblichkeit

Ich grab mich durch die Erde,
gehör hier gar nicht hin.
Ich wachse, schaffe Berge –
Ungetüme ohne Sinn.

Ich zerschneide Magen-Därme,
spieß mich förmlichst durch.
Ich lass mich kau‘n und schwärme –
durch jedes Meer hindurch.

Ich trage viele Namen,
die meisten unbekannt.
Ich bin im Netz, im Halm, in Garnen –
feinster Staub im Kindersand.

Durch jede Hand, in jedem Land,
bin ich an jedem Ort.
Ich werd gebraucht, bin anerkannt –
du kriegst mich nicht mehr fort.

Selbst wenn du gehst, bleib ich zurück,
und fliege mit dem Wind.
Und wenn du stirbst, es ist verrückt –
bin ich im neugebor‘nen Kind.

Glück

Oh wie ich dich verschmäh!
Vergehst du zeitlebens stets und jäh,
bevor ich dich weder spür noch seh.

Du kamst mir wohl manchmal zart entgegen,
doch eher so, als wärst nicht du’s gewesen.
So erkannt ich nie, dass du warst da,
bis das was ist, dann bloß noch war.

Ich bin ganz ehrlich: Das verwirrt!
Es lässt mir keine Ruh.
Ich schlag Töpfe, hau fest drauf –
plötzlich spielst du Blindekuh.

Zu fassen kriegt ich dich noch nie,
doch ist dies Teil des Spiels.
Drum rat ich weiter, renn noch schneller –
auch in Ermangelung eines wahren Ziels.

Interessanterweise.

Interessanterweise bin ich.
Und interessanterweise mag ich, wer ich bin.
Ist das schlimm?
Denn offenbar –
kommen nicht alle mit mir klar. Interessanterweise.
Dabei bin ich einfach nur, wie ich bin:
Interessant, manche sagen sogar weise.

Für manch andere jedoch bin ich nichts.
Daher bin ich oftmals leise.
Und unterstreich das Wörtchen „nichts“ damit –
auf interessante Weise.
Ich frag mich dann und bin ganz still:
Mag ich wirklich, wer ich bin?
Und bin ich, wie ich mich will?

Doch dann fang ich laut zu lachen an, sage: „Dummer Hund.“
Denn das ist alles bloß mein Kopf –
der erzählt mir gerade Schund.
Und wie aus dem Nichts, auf interessante Weise,
sind dann meist die anderen –
mucksmäuschenstill und leise.

Ich grins dann fröhlichst vor mich hin,
mag mich wieder, wie ich bin.
Und interessanterweise,
macht mich dies auf interessante Weise,
nicht nur durchaus interessant –
sondern auch interessiert und weise.

Steak

Manchmal mach ich mir ein Steak.
Und wenn es dann da so liegt, dann denk ich:
Du bist ja genauso wie ich.
Außen etwas härter, innen ganz weich.

Und wenn ich dann das Blut seh,
dann weiß ich,
dass auch in etwas Totem
noch ein wenig Leben ist.

Pergament und Staub

Uhrenticken.
Klicken eines Metronoms.
Tage fallen wie Laub.

Brodeln in der Lunge,
schneller Herzensschlag,
Pergament und Staub.

Eine Schwester, die nach Kippen riecht –
Pflichtfernsehprogramm.
Sechs Enkel und drei Kinder,
alle wollen mal ran.

Einmal drücken, etwas sagen.
Eine Klärung, letzte Fragen.
Graue Augen voller Tränen,
bis sie alle alsbald gehen.

Uhrenticken.
Klicken eines Metronoms.
Tage fallen wie Laub.

Husten in der Lunge,
schwacher Herzensschlag,
Pergament und Staub.

Nur sie bleibt dort, ganz allein –
betrachtet ihre Hände.
Geht in Gedanken durch Jahrzehnte,
geht durch Wände bis ans Ende.

Klein und zart und fahl und fleckig.
Das letzte Lachen: Laut und dreckig.
Sie schließt die Augen, unausweichlich –
ohne Tränen, die gabs schon reichlich.

Uhrenticken.
Klicken eines Metronoms.
Tage fallen wie Laub.

Brodeln in der Lunge,
letzter Herzensschlag,
Pergament und Staub.